"Es gab in Deutschland keine Vorbilder, die so aussahen wie ich"


Xatar ist Gangster-Rapper. Seine Geschichten hat er sich nicht ausgedacht, sondern erlebt. Ein Gespräch über den Knast, die Straße und den Wert von Bildung.
brand eins ↗
Oktober 2017 

Giwar Hajabi wird 1981 nahe der iranisch-irakischen Grenze geboren. Seine Eltern sind Kurden und gehören als Akademiker der iranischen Oberschicht an; die Mutter ist Lehrerin, der Vater Komponist. Nach der Islamischen Revolution fliehen sie in den Irak, wo sie sich für die kurdische Demokratiebewegung einsetzen. Als sie auch dort verfolgt werden, gelingt ihnen durch Kontakte zu Hilfsorganisationen die Ausreise über Paris nach Bonn, wo sie 1985 in eine Hochhaussiedlung am Stadtrand ziehen. Hajabis Vater bekommt eine Stelle als Dirigent bei den Bonner Philharmonikern.

Als sich die Mutter einige Jahre später von ihm trennt, nimmt sie – weil ihr Lehramtsstudium nicht anerkannt wird – Gelegenheitsjobs als Putzkraft und Kinderpflegerin an. Zu dieser Zeit zieht sich Giwar Hajabi aus der Schule zurück und beginnt eine Karriere als Drogendealer. Nebenbei macht er Musik. Er nennt sich Xatar – Gefahr auf Kurdisch, gesprochen mit hartem ch wie in Rachitis. 2008 veröffentlicht er sein erstes Album „Alles oder nix“, das mittlerweile auf dem Index der Bundesprüfstelle für jugendgefährende Medien steht.

Er macht seinem Namen alle Ehre, schießt auf Türsteher, lässt sich Kokain aus Kolumbien liefern, macht erst das große Geld und später so große Schulden, dass er im Dezember 2009 einen Goldtransporter auf der A 81 überfällt und Millionen erbeutet. Er wird zur Fahndung ausgeschrieben und flieht in den Nordirak. Dort wähnt er sich vor Interpol sicher, doch das kurdische Militär nimmt ihn 2010 fest. Mittels Folter versucht man, das Versteck des Goldes zu erfahren. Vergeblich.

Als die deutschen Ermittler davon erfahren (Hajabi hat neben der iranischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft), bringen sie ihn nach Deutschland, wo er verurteilt wird und seine restliche Haft verbüßt. Im Gefängnis nimmt er heimlich sein zweites Album „ Nr. 415 “ auf. Wenige Monate nach seiner frühzeitigen Entlassung im Dezember 2014 veröffentlicht er sein drittes Album „Baba aller Babas“ und erreicht damit Platz 1 der deutschen Charts. Kurz darauf erscheint seine Autobiografie. Heute betreibt Hajabi sein Label „Alles oder Nix Records“ und eine Shisha-Bar in Köln. Die Polizei soll angeblich immer noch nach der Beute suchen.


brand eins: Herr Hajabi, was haben Sie im Gefängnis gelernt?

Giwar Hajabi: Geduld, Bruder, Geduld – das ist die krasseste Tugend der Welt. Wenn die Straße meine Schule war, dann war der Knast die Uni. Ich hatte zum Teil 23 Stunden Einschluss am Tag, da kann man viel nachdenken, das kam draußen zu kurz. Ich habe in Gefangenschaft gelernt, mit mir selbst ins Reine zu kommen.

Sie wurden im Nordirak gefoltert, weil man an Ihre Beute wollte. Ist das ein geeigneter Ort, um mit sich ins Reine zu kommen?

Du wirst ja nicht die ganze Zeit gefoltert. Die meiste Zeit sitzt du in der Zelle. Zusammen mit 40 Mann, auf 50 Quadratmetern, ohne Fenster. Trotzdem passen alle aufeinander auf. Ich habe dort erfahren, was echte Menschlichkeit ist. Obwohl ein Menschenleben im Irak scheißegal ist. Einmal haben die einen Angeschossenen in unsere Zelle geschmissen, wir haben den gepflegt, so gut es ging, aber nach ein paar Tagen ist er gestorben, dann haben sie ihn einfach rausgetragen. In Deutschland sind die Dinge geregelter.

Wie haben Sie es trotz dieser Regeln geschafft, in Ihrer Zelle in Deutschland heimlich ein Album aufzunehmen?

Am besten mit einem korrupten Beamten, der einem alles reinschmuggelt. Aber diesen Service gibt es nicht überall. Stuttgart ist streng, die Schwaben sind sehr ordentlich. Im Norden ist es besser, Nordrhein-Westfalen geht auch sehr gut.

Wie überlistet man die Schwaben?

Also, erst mal ziehst du einen ganz langen Faden aus deiner Bettdecke, so 30 Meter. Dann baust du dir eine Art Blasrohr und eine Nadel. Die bindest du an den Faden und spuckst sie über die Mauer. Das geht 20-mal schief. Du machst das den ganzen Abend, bis es einmal klappt. Dann knotet draußen einer sein Paket dran, schmeißt es zurück über die Mauer, und du ziehst es hoch. Fertig.

Da sind überall Kameras, Stacheldraht, meterhohe Zäune – das klingt nach einer Räubergeschichte …

Is’ aber so. Das Album ist 2012 erschienen, ich saß bis Dezember 2014 im Knast. Ab und zu durchsuchen sie deine Zelle, irgendwann erwischen sie alles. Dann musst du halt wieder schmuggeln.

Wird Schmugglerwissen unter Häftlingen geteilt?

Ja, es sitzen alle im selben Boot. Für mein Knaststudio hat mich witzigerweise der Typ beraten, bei dem ich früher schon meine Ausrüstung gekauft hatte. Ich hatte am Ende einen Kassettenrekorder, Kopfhörer und ein Diktiergerät. Ich habe mich dann unter die Bettdecke gelegt, damit es nicht hallt, die Beats, die mein Kollege draußen gemacht hat, über Kopfhörer gehört und meine Vocals mit dem Diktiergerät aufgenommen. Zu jeder Aufnahme habe ich alle Details draufgesprochen: Das ist die Hauptstimme, hier ein Backpiece, hier die Hook und so weiter, mit Zeitangaben.

Zur großen Freude Ihres Produzenten?

Der Arme, das war so viel Arbeit. Ich habe dem einfach ein Band mit tausend Spuren geschickt. Der hat nach dem Album erst mal ein Jahr lang nichts gemacht, der ist richtig in ein Loch gefallen. Dieses Album hat sein Leben gefickt.

Ihr Vater hat in Frankfurt am Main eine Sinfonie über den Giftgasangriff von Halabdscha uraufgeführt, bei dem Ihr Onkel ums Leben gekommen war. Sie rappen über Knarren und teure Autos. Kann Ihr Vater etwas mit Ihrem Werk anfangen?

Ich spiele ihm jedes Stück vor, bevor ich es veröffentliche. Ge-nauso wie meiner Mutter, die auch Musikerin ist. Mein Vater ist sehr kritisch, der geht gleich auf die Komposition. Meine Mutter geht eher auf den Vibe, die ist Fan.

Ist es nicht unangenehm, seiner Mutter Texte vorzulegen, in denen man über seinen Umgang mit Gewalt, Drogen und Frauen berichtet?

Ich habe in meinem Leben genau einen einzigen frauenfeindlichen Song geschrieben. Das war mein erster, und danach haben meine Mutter und meine Schwester nicht mehr mit mir geredet. Den Song habe ich nie veröffentlicht und seitdem keine Frau mehr in meinen Texten beleidigt. Was das Straßenleben angeht, das haben alle mitbekommen, das ist keine Neuigkeit mehr.

Wie kam es zu diesem Straßenleben?

Das hat viele Gründe. Ich bin Ende der Achtziger in einem sozialen Brennpunkt aufgewachsen. Es gab damals in Deutschland keine Vorbilder, die so aussahen wie ich. Also habe ich geschaut, was aus den Leuten aus meinem Viertel geworden ist, und die sind alle Zuhälter oder Dealer geworden und haben damit gut Geld gemacht. Also hab ich gedacht, so macht man das.

Sie sind später als Einziger von Ihren Freunden aufs Gymnasium gekommen. Warum?

Bildung hatte bei uns zu Hause immer die höchste Priorität. Meine Familie nimmt das fast ein bisschen zu ernst. Da kannst du businessmäßig Millionen machen, das zählt für die gar nicht. Geld war zu Hause nie ein Thema. Bildung war immer die Währung.

Wie finden Sie es, dass der akademische Bildungsgrad Ihrer Eltern in Interviews oft besonders hervorgehoben wird?

Ich bin so erzogen worden, dass Bildung nichts mit Wohlstand zu tun hat. Ich kenne genug Leute, die in Armut leben und übertrieben gebildet sind. Und ich kenne Millionäre, für die ich die Whatsapp-Nachrichten schreiben muss, die sagen mir: „Bruder, schreib mal bitte meiner Frau, dass ich heute später komme.“ Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun, das sind Schubladen. Meine Eltern waren eben arm und Intellektuelle. Wir hatten jeden Tag Besuch, es wurde diskutiert. Überall lagen Bücher rum, weil die Regale schon so voll waren.

Wie fanden Sie das als Jugendlicher?

Ich fand gut, was die gemacht haben. Es hat sich aber vermischt mit dem, was ich draußen erlebt habe. Bis zur neunten Klasse habe ich ohne Ende gelesen. Philosophie, Literatur, Klassiker, Astrophysik hat mich total geflasht. Aber draußen habe ich den Straßenkapitalismus kennengelernt. Diese Seite haben meine Eltern lange nicht sehen wollen. Die waren echte Demokraten und haben geglaubt, dass in Europa all das herrscht, wofür sie in ihrer Heimat gekämpft haben. An diesem Glauben haben sie sehr lange festgehalten. Ich war unbefangener.

Was heißt das?

Ich konnte noch so viele Bücher lesen, draußen war klar: Ohne diese Schuhe, ohne diese Uhr, ohne dieses Auto wirst du die Alte nicht ficken können. Ganz einfach. Wird nicht funktionieren. Die geht dann zu ’nem anderen, der mehr Kohle hat, egal wie der aussieht. Das war bei uns so.

In Ihrer Autobiografie berichten Sie vom Alltagsrassismus an Ihrer Schule. Wie hat sich der gezeigt?

Alle meine Mitschüler waren Deutsche aus besseren Verhältnissen. Ich wurde in fünf Jahren nicht ein einziges Mal zu einem Geburtstag eingeladen. Ich habe es echt lange versucht, viel runtergeschluckt. Aber irgendwann hab ich mir gesagt: Scheiß drauf, Alter, wie lange willst du das noch versuchen, du wirst nie einer von denen. Ich habe mich dann komplett auf die Straße konzentriert – und auf einmal kamen alle an, wollten bei mir Gras kaufen. Damit war ich nicht allein, vielen ging das so. Später war ich dann auf einer Gesamtschule in Köln, da waren lauter Kanaken wie ich, da war nix mehr mit Rassismus. Dafür haben wir nur noch gekifft. Da hatte ich aber schon mit dem Thema Schule abgeschlossen und bin dann auch zweimal sitzen geblieben. Danach bin ich noch mal nach Bonn zurück auf ’ne Gesamtschule, hat auch nicht geklappt. Hat alles nicht geklappt, war nicht mein Weg, Digger.

Waren nur die Anderen schuld?

Auf keinen Fall, es lag auch an mir. Ich habe es eben nicht so hinbekommen, wie ich es wollte. Meine Schwester ist in derselben Siedlung aufgewachsen und den perfekten Weg gegangen. Sie hat nie irgendwas verbrochen, hat studiert, alles tipptopp, super Leben. Die war auf derselben Schule wie ich.

Haben Sie dort überhaupt nichts gelernt?

Doch, Deutsch. Lyrik und so. Da war ich relativ gut.

In Ihren Texten finden sich Lehnwörter und Neuschöpfungen aus Straßenslang, Bonner Dialekt und einem Dutzend Sprachen; der Rapper Haftbefehl bezeichnet Sie als „Dichter der Neuzeit“. Können Sie uns eine Kostprobe Ihrer Sprache geben?

Der Baba macht Massari mit Sattla und inz3n, Champions League, und gibt’s für Kharabs in Sweebits aus.
(Der Boss verdient Geld mit dem Verkauf von Cannabis und Kokain in bester Qualität und gibt es für Prostituierte in Hotelsuites aus)

Verstehe. In Ihrer Biografie beschreiben Sie, dass Sie in der Schule erst dann anerkannt wurden, als Sie das Klischee erfüllt und den Leuten den Asi gegeben haben, der von Ihnen erwartet wurde. Heute lädt Sie das Feuilleton zum Gespräch – sehen Sie Parallelen?

Gut möglich. Aber jetzt machen sich die Leute, die so was schreiben, wenigstens Gedanken über die Inhalte. Leute wie Sie.

Wären Sie ein guter Lehrer?

Ja. Ich wäre streng. Wenn man zu viel duldet, geschehen Dummheiten. Man sollte die kommende Generation doch vor den eigenen Fehlern beschützen. Härte ist effektiv.

Hat Ihnen damals diese Strenge gefehlt?

Absolut. Ich habe keinen großen Bruder. Solange mein Vater noch da war, lief alles noch soweit im Rahmen. Als ich 15 wurde, hat er die Familie verlassen. Danach wurde es wild.

Welche Rolle hat die Polizei in Ihrer Erziehung gespielt?

Boah, hör mir auf. Den ersten Kontakt mit der Polizei hatte ich mit fünf. Seitdem war klar, es gibt zwei Teams. Und wir sind die anderen. Als ich 14 war, haben wir uns dann das Leben gegenseitig schwer gemacht. Mal haben die Korane zerrissen, mal haben wir einen Bullen mit seinen eigenen Handschellen an eine Laterne gekettet. Einmal habe ich einen von denen gefragt, warum er das Spiel eigentlich jeden Tag macht. Und er hat gesagt: Noch seid ihr kleine Fische, wir fucken euch so lange ab, dass ihr keine großen Fische werdet.

Ist das nicht die Strenge, die Sie vermisst haben? Im Gewand des Gewaltmonopols des Staates?

Das ist ein schöner Satz. Aber in dem Moment brauchte ich das Geld, wenn ich dabei gestört wurde, war das nicht gut. Ich wäre auch in den Knast gegangen, was sollte ich sonst machen? Das war so mein Kopf damals.

Werden Sie heute noch häufig kontrolliert?

Kaum noch. Ich werde ja wahrscheinlich rund um die Uhr observiert, weil die an mein Gold wollen. Wenn die mich wegen ’ner Kleinigkeit verknacken, war’s das mit Observation. Aber heute sind auch nicht mehr alle Beamten nur Deutsche. Das macht es entspannter. Mittlerweile machen viele Polizisten Selfies mit mir.

Wenn Sie Baba von Deutschland wären, wie würden Sie das Bildungssystem reformieren?

Nur, weil ich kein Interesse an Mathe hatte, heißt das nicht, dass das ganze System schlecht ist. Für andere funktioniert es ja.

Aber ein gutes System sollte doch allen dienen.

Ein großes Problem ist die Teilung in Hauptschule, Realschule und Gymnasium. Alter, was ist das für ein Menschenbild? Warum teilst du Kinder auf in dumm, dümmer und schlau? Von Anfang an. Jeder weiß doch, wie unterschiedlich Kinder sind. Total krank. Aber das ändert sich ja gerade.

Sie setzen Hoffnung in die kommende Generation?

Die ist schon erfüllt. Ich seh das bei meinen kleinen Neffen. Deren Lehrer sind alle multikulti, die wissen selbst schon nicht mehr, wo sie herkommen. Das ist super. Und zu mir kommen heute 19-Jährige, die aussehen wie ich und die zeigen mir ihre Businesspläne. Die machen richtig Kohle, haben mit 17 schon Firmen gestartet und gehen durch die Decke. Das Ding hat sich komplett gedreht. Ich war von 2005 bis 2007 in London, …

… um Musikmanagement zu studieren …

… und weil in Deutschland ein Haftbefehl gegen mich vorlag. Damals hat mich deren Multikulti total begeistert. Jetzt fühle ich hier immer mehr diesen London-Vibe. Klar, die Mehrheit wohnt auf dem Land, das prägt die Massenmeinung, aber in den Städten hat sich viel getan.

Damals waren Sie auf der Straße gut im Geschäft, warum haben Sie sich auf die Musik konzentriert?

Ich fand es unlogisch, dass Rapper in Deutschland über die Straße geredet haben, obwohl sie keine Ahnung davon hatten. Ich dachte, das muss doch von uns kommen. Ich wusste, was Kriminelle gern hören, ich war ja selbst einer. Als ein Freund dann ein Computerprogramm mitgebracht hat, mit dem wir selbst Beats machen konnten, war das die totale Erleuchtung. Aber ich hatte nie die Hoffnung, dass man damit Geld verdienen könnte. Ich weiß nicht, was mich geritten hat, da hundert Mille reinzustecken.

Woher hatten Sie das Geld?

Geschäfte. Blutiges Geld, wenn man so will.

Sie haben Fachinformatiker gelernt, warum haben Sie nicht versucht, damit Geld zu verdienen?

Das hätte ich fast. Während meiner Ausbildung musste ich zur Musterung bei der Bundeswehr, und die wollten mich für einen IT-Stützpunkt. Die haben gesagt, ich könnte mir direkt ein Auto auf Leasing holen, ich müsste nur Berufssoldat werden. Da habe ich sofort zugesagt – und voll Streit mit meinem Vater bekommen: Du darfst keine Uniform tragen, wie kannst du zum Militär gehen und so. Dann haben die mir aber in letzter Sekunde abgesagt, weil ich beim Hörtest durchgefallen bin. Hörtest für Informatiker, was für ein Blödsinn! Aber was für ein Glück im Nachhinein, ich glaube, ich wäre immer noch da.

Hat Ihnen die musikalische Erziehung Ihrer Eltern bei Ihrer Karriere geholfen?

Enorm. Mein heutiger Produzent, mit dem ich damals angefangen habe, hatte wie ich Klavierunterricht bei meinem Vater. Wir haben dann die komplette Sammlung meines Vaters durchgehört und analysiert. Der hat die Welt nicht mehr verstanden. Wir waren auf einmal voll begeistert für Kompositionen. Vor allem von Russen, Tschaikowski, Schostakowitsch und so.

Wieso gerade die?

Die schlagen die beste Brücke zwischen Orient und Westen. Zu westlich klingt schnell trocken, das Orientalische zu dramatisch. Die Russen schaffen genau die Mitte. Aber es gibt auch gute deutsche Komponisten. Gustav Mahler ist hardcore. Beethoven sowieso, aber der hat auch diese sehr fröhlichen Stücke, so Partymusik. Jemand wie Chatschaturjan ist mir andererseits zu dramatisch.

Hat Ihnen der Nimbus des Goldräubers bei der Karriere geholfen?

Bruder, es geht nur ums Abliefern. Talent, Vision, Image, alles gut, aber da, wo ich herkomme, musst du fünfmal so viel machen, um was zu erreichen wie anderswo. Als ich gemerkt habe, es gibt wirklich eine Chance mit der Musik, habe ich nur noch versucht, von der Straße wegzukommen. Das ist der Traum von jedem da.

Im Gangster-Rap wird doch gerade das Straßenleben glorifiziert …

Alle wollen von dort weg – wer was anderes erzählt, ist nicht von der Straße. Das Leben da ist einfach scheiße, glaub mir. Ich kenne so viele Leute, die richtig viel Geld gemacht haben und mich trotzdem anbetteln, dass ich sie mitnehme zu einer Premiere oder Gala.

Vielleicht nur, um mal was anderes zu erleben?

Nein. Weil ihnen da zum ersten Mal bürgerliche Leute die Hand geben, sie anlächeln. Bruder, am Ende geht es allen um Anerkennung. Soziale Anerkennung.